Wallfahrtskirche in Neukirchen beim Heiligen Blut

Baierweg, 2. Etappe von der Grenze bis Viechtach

So, jetzt stehe ich wieder am Grenzübergang bei Vseruby und beginne gleich die 2. Etappe vom Baierweg. Eigentlich wollte ich schon gestern den nächsten Abschnitt fahren. Nach der Hitzeetappe am Samstag brauchte ich jedoch erst einmal einen Ruhetag.

Das Problem der ersten Etappe war, dass ich genau in der Nachmittagshitze auf dem bergigen Abschnitt um Kdyne unterwegs war. Heute soll das anders werden.

Es ist wieder Hitze angesagt und am Nachmittag könnte es Gewitter geben. Da möchte ich meine Etappe eigentlich schon beendet haben.

Deswegen beginne ich die zweite Etappe hier schon kurz nach Sonnenaufgang.

Die Wege der heutigen Etappe kenne ich größtenteils. Zuerst werden ich auf einer leicht hügeligen Strecke bis Neukirchen fahren. Dann geht es hinauf auf den Hohen Bogen. Der Hohe Bogen ist der Schlüsselabschnitt für heute. Es beginnt mit dem längsten Anstieg der Etappe. Dort werde ich einige Abschnitte schieben müssen. Dann geht es auf dem Kamm des Hohen Bogens weiter bis zum Burgstall. Vom Burgstall hinunter folgt eine schwierige Trail-Abfahrt. An dieser Stelle möchte ich noch möglichst frisch sein. Von Rimbach aus führt der Weg dann auf den Haidstein. Kurz vor dem Haidstein gibt es noch mal einen längerer, steileren Anstieg. Vom Haidstein hinunter werde ich dann bis nach Bad Kötzting rollen können. Das wäre mein Minimalziel für heute. Wenn es mir gut geht und das Wetter mitspielt, dann fahre ich vielleicht noch bis zum Höllensteinsee oder bis nach Viechtach weiter.

Die Strecke wird heute etwas kürzer als vorgestern werden. Dafür sind es aber mehr Höhenmeter.

Von der Grenze bis Neukirchen

Gleich nach dem Grenzübergang biege ich in einen kleinen Wald ab. Hier ist es noch richtig kühl. Mir ist sogar ein wenig kalt. Es dauert aber nicht lange, da verlasse ich den Wald schon wieder. Auf Feld- und Wiesenwegen und auf kleinen Sträßchen fahre ich weiter nach Eschlkam. Gut, dass ich mir gestern diesen Abschnitt gespart hatte. Ich wäre regelrecht gegrillt worden.

Der kleine Ort thront auf einem Hügel. Auf dem Marktplatz von Eschlkam ist es zu dieser frühen Stunde noch ganz still. Nur eine Frau hastet eilig zur Arbeit. Ich bin ja an einem Montag, also einen ganz normalen Arbeitstag, unterwegs.

Auf dem Rücken eines kleinen Höhenzugs fahre ich weiter in Richtung Neukirchen beim Heiligen Blut. In einem Wäldchen ist sogar mal ein kleiner Anstieg zu absolvieren. Ansonsten ist dieser Abschnitt ein schönes Einrollen auf einer abwechslungsreichen aber nicht besonders schwierigen Strecke.

Kurz vor Neukirchen kann ich den Hohen Bogen in seiner vollen Länge sehen. Das wird also meine Beschäftigung für mindestens die nächsten 2,5 Stunden sein.

Hoher Bogen
Hoher Bogen

Die Strecke bis Neukirchen ist identisch mit dem Ostbayerischen Jakobsweg. Am Wegesrand sehe ich auch immer wieder Hinweise dazu.

Ostbayerischer Jakobsweg
Ostbayerischer Jakobsweg

Der Ostbayerische Jakobsweg verläuft von der Grenze bei Eschlkam bis nach Regensburg. Auf diesem Weg war ich auch schon einmal mit dem Mountainbike unterwegs. Es war eine sehr lohnenswerte Tour.

Die Ankunft in Neukirchen ist schon eindrucksvoll. Ich fahre einen kleinen Berg hinunter in den Ort, direkt auf die Wallfahrtskirche zu.

Wallfahrtskirche in Neukirchen beim Heiligen Blut
Wallfahrtskirche in Neukirchen beim Heiligen Blut

Der Hohe Bogen

Neukirchen durchquere ich auf der Hauptstraße. Ich bin mitten im Berufsverkehr unterwegs. Es dauert aber nicht lange, da biegt mein Weg rechts in ein Wohngebiet ab und schon ist wieder Ruhe. Hier beginnt bereits der Anstieg. Bis zum Gasthaus Schönblick geht es jetzt mal mehr und mal weniger steil bergauf.

Gut fahrbar führt der Weg in den Wald hinein. Ich habe ständig den Höhenmesser im Blick. Das Gasthaus Schönblick liegt bei knapp 1000 m und ich freue mich über jeden Höhenmeter, den ich noch nicht schieben muss.

Nach dem Überqueren der Liftstraße wird der Weg immer steiler und schwerer fahrbar. Irgendwann steige ich ab und ziehe meine Schiebeschuhe an. Weiter geht es zu Fuß. Schieben ist hier wesentlich kraftsparender, als sich fahrend den Weg hochzuquälen.

In einer Höhe von ca. 750 m wird die Strecke flacher. Ein Stück kann ich wieder fahren. Doch dann wird es wieder steiler und ich schiebe weiter.

Schneller als gedacht erreiche ich das Gasthaus Schönblick. Ich freue mich, denn die heutige Etappe ist ein Wettlauf mit der Hitze.

Zu so früher Stunde ist hier noch sehr wenig los. Von hier oben kann ich meine komplette heute gefahrene Strecke einsehen. Ein schneller Blick und weiter geht es zur Liftstation auf dem Ahornriegel. Das letzte Stück auf der Skipiste ist so steil, dass ich absteigen muss.

Der Abschnitt erinnert mich an letztes Jahr. Da fand hier am Hohen Bogen die Offene Deutsche Einrad-Meisterschaft statt. Eine Disziplin war der Uphill. Der fand genau auf diesem steilen Stück der Skipiste statt. Für mich ist es unvorstellbar, wie man mit einem Einrad überhaupt fahren kann. Und dann noch diesen steilen Anstieg hinauf.

Hier oben an der Liftstation habe ich noch einmal einen wunderschönen Ausblick auf Neukirchen und weit nach Tschechien hinein. Doch ich halte mich nicht lange auf. Ich will weiter.

Der Baierweg verläuft jetzt über einen kleinen Hügel mit einem schönen Trail. Theoretisch hätte ich auch die Straße fahren können. Aber da sind gerade Holzfällarbeiten im Gange. Außerdem ist der kleine Trail eine schöne Abwechslung nach dem langen Anstieg.

Nach diesem Hügel stehe ich vor der Entscheidung, ob ich den originalen Baierweg weiter fahre oder ob ich die Alternative über den Eckstein nehme. Dazu würde ich ein Stück die Straße bis zu den NATO-Türmen hochfahren und danach eine mir gut bekannte Umgehung auf einer MTB-Route nehmen.

Ich entscheide mich für die Originalstrecke. Bald merke ich, dass das ein Fehler war. Viele Abschnitte sind kaum fahrbar. Ich verliere eine Menge Zeit gegen die Hitze. Doch ärgern bringt nichts.

Endlich erreiche ich die Diensthütte. Hier stehe ich wieder vor der Frage, ob ich die Originalstrecke über den Wolfsriegel nehme oder ob ich den einfachen Asphalt-Weg zum Sendemast fahre. Ich kenne den Weg über den Wolfsriegel und weiß, dass ich da nicht nur bergauf sondern auch ein Stück bergab schieben muss. Diesmal mache ich nicht wieder den Fehler und rolle gemütlich auf dem Sträßchen zum Burgstall.

Die letzten Meter zum Sendemast sind richtig steil. Ich muss mich weit über den Lenker beugen, damit das Vorderrad am Boden bleibt.

Die Anstrengung lohnt sich aber. Der Blick vom Kreuz aus ist wirklich sehr schön.

Gipfelkreuz Burgstall
Gipfelkreuz Burgstall

Wenn man genau hinschaut, dann erkennt man rund um das Gebäude des Bayerischen Rundfunks noch die Reste einer alten Burg. Hier stand im Mittelalter eine Burg der Grafen von Bogen. Daher kommt auch der Name dieses Höhenzugs.

Heute betreibt der Bayerische Rundfunk hier einen Sendemast.

Ich sammle noch ein wenig Kraft, denn nun beginnt die Schlüsselstelle der heutigen Etappe. Die Abfahrt vom Burgstall ist besonders im oberen Bereich steil und schwierig.

Ein paar mal muss ich einen Fuß vom Pedal nehmen. Der Weg ist ziemlich verblockt und mit losen Steinen gespickt. Trotz der Hitze der vergangenen Tage sind einige Steine durch den Morgentau noch nass.

Weiter unten wird der Weg immer besser fahrbar. Leider liegt da ein Baum quer über den Weg und ich muss mich durch den Wald schlängeln. Ich erreiche die Forststraße und weiß, dass ich nun den schwierigsten Abschnitt der heuten Etappe gemeistert habe.

Ein Stück Forststraße und ein Trail, dann bin ich schon in Rimbach.

Die Burgruine Lichteneck lasse ich dabei im wahrsten Sinne des Wortes links liegen. Wenn jemand die Tour nachfahren möchte, dann empfehle ich unbedingt, einen kurzen Abstecher zu der Burgruine zu machen und auf den noch gut erhaltenen Bergfried zu steigen.

Blick vom Bergfried der Burgruine Lichteneck
Blick vom Bergfried der Burgruine Lichteneck

Zum Haidstein

Das nächste Zwischenziel ist für mich der Haidstein. Nach der Ortsdurchquerung von Rimbach beginnt ein schöner schattiger Abschnitt durch den Wald. Ich trinke nochmal einen Schluck und blicke zurück auf den Hohen Bogen.

Blick auf Rimbach und den Hohen Bogen
Blick auf Rimbach und den Hohen Bogen

Dann kurble ich den zunächst etwas steileren Anstieg hoch. Weiter oben wird es dann flacher. Nach einer Zeit erreiche ich Liebenstein. In diesem Ortsteil von Bad Kötzting befindet sich ein großes Urlauberhotel, der Bayerwaldhof. Genau hinter dem Hotel beginnt der Anstieg zum Haidstein. Ich kenne die Strecke gut, weil ich hier oft unterwegs bin. Ich weiß, dass es anstrengend wird. Aber der Haidstein ist die letzte Erhebung vor Bad Kötzting. Wenn ich oben bin, dann kann ich in die Stadt hinunter rollen. Mein Minimalziel hätte ich dann schon erreicht.

Ich nehme den Anstieg also in Angriff. Eine halbe Stunde später bin ich oben.

Ich fahre gleich weiter. Wenn jemand die Tour nachfahren möchte, dem empfehle ich unbedingt, den kurzen Abstecher zum Gipfel des Haidsteins zu machen. Oben steht ganz versteckt eine kleine Kirche.

Kirche St. Ulrich auf dem Haidstein
Kirche St. Ulrich auf dem Haidstein

Vom Gipfelkreuz auf dem Haidstein kann man weit in Richtung Cham blicken.

Im Mittelalter stand auf dem Haidstein eine Burg. Wenn man genau hinschaut, dann erkennt man noch einige Reste. Dort, wo man das Gipfelplateau erreicht, befand sich damals das Tor zur inneren Burg. Auf dem Gipfel, wo sich heute das Kreuz befindet, stand der Bergfried.

Im 15. Jahrhundert wurde die Burg zerstört und verfällt seit dem.

Im 17. Jahrhundert wurden die Reste der Burgkapelle restauriert und zu einer Wallfahrtskirche umfunktioniert. Diese Kirche ist bis heute erhalten.

Den Schlüssel zur Kirche bekommt man in der Gaststätte. Dort kann man auch sehr gut einkehren.

Ich habe leider keine Zeit. Die Hitze wird immer stärker. Jetzt fahre ich auf einem schönen Trail hinunter nach Ried. Die Wurzeln und Steine sind inzwischen schön trocken. Da macht es richtig Spaß, das Mountainbike den Berg hinunter zu zirkeln.

In Ried fahre ich an der Wolframslinde vorbei. Auch hier sollte man eigentlich einen Moment innehalten und sich das Naturdenkmal anschauen.

Nach einem kleinen Straßenabschnitt biege ich wieder auf einen Waldweg ein. Es geht weiter auf dem nächsten Trailabschnitt. Plötzlich merke ich, dass sich mein Hinterrad schwammig fährt. Ein Blick und die Lage ist klar. Ich habe mir einen Platten gefahren. Ich ärgere mich nicht weiter und wechsle den Schlauch. Glücklicherweise ist das Missgeschick direkt an einer schönen Bank geschehen.

Reifenpanne kurz vor Bad Kötzting
Reifenpanne kurz vor Bad Kötzting

Ich sehe das positiv und freue mich über die Pause im schattigen, relativ kühlen Wald.

Bad Kötzting, mein Minimalziel

Eine viertel Stunde später rolle ich wieder mit meinem Mountainbike den restlichen Trail hinunter und erreiche den Stadtrand von Bad Kötzting.

Jetzt stehe ich vor der Frage, wie weiter. Es ist noch früher Nachmittag. Mir geht es gut und das Wetter scheint zu halten. Also beschließe ich, noch ein Stück weiter zu fahren, zumindest bis zum Höllensteinsee. Den Weg bis dort hin kenne ich und weiß, dass es überwiegend durch den schattigen Wald geht.

Zum Höllensteinsee

Also mache ich mich auf und erklimme den Ludwigsberg. Der Baierweg verläuft jetzt ein Stück gemeinsam mit dem Planetenweg. Der verbindet Bad Kötzting mit dem Geodätischen Observatorium Wettzell.

Geodätisches Observatorium Wettzell
Geodätisches Observatorium Wettzell

Die Strecke verläuft auf gut fahrbaren Waldwegen und Pfaden. Das erste Stück ist recht steil, aber dann wird es einfacher. Zum Höllensteinsee hinunter führt ein wirklich schöner Trail. Aber so richtig genießen kann ich ihn jetzt nicht mehr. Die Oberschenkel brennen und mir geht so langsam die Kraft aus.

Am Höllensteinsee mache ich eine Pause.

Staumauer und Kraftwerk Höllensteinsee
Staumauer und Kraftwerk Höllensteinsee

Die Geschichte des Stausees und des Kraftwerks sind interessant. Die Anlage wurde in den 1920er Jahren errichtet. Der Zweck war die Stromversorgung der Stadt Straubing. Damals war dies die größte Talsperre Bayerns. Nach Straubing wurde eine 42 km lange Stromleitung verlegt. Noch heute laufen in dem Kraftwerksgebäude drei Francis-Schachtturbinen und erzeugen umweltfreundlichen Strom.

Ich überlege, ob ich hier die Tour beenden sollte. Eigentlich fühle ich mich noch relativ gut. Das Wetter hält und die angesagten Gewitter lassen auf sich warten. Ich beschließe, noch ein Stück zu fahren. Viechtach ist nicht mehr weit.

Endspurt zur Rugenmühle

Der originale Baierweg verläuft jetzt am Nordufer des Sees auf einem kleinen Trail. Alternativ hätte ich auch ein kleines Stück Straße fahren können. Ich kennen den Trail nicht und beschließe, ihn zu erkunden. Leider ist der Weg bergauf nur schwierig zu fahren. Immer wieder muss ich absteigen und eine Stück schieben. Kraftsparender wäre mit Sicherheit die Alternative auf der Straße gewesen.

Weiter geht es auf Feld- und Waldwegen. Jeder kleine Anstieg fällt mir jetzt schwer.

Die Landschaft wird jetzt zunehmend offener und damit sonniger. Eigentlich ist es sehr schön hier. Aber meine Kräfte schwinden immer mehr.

Kurz vor Viechtach komme ich zur Rugenmühle. Auf der Karte sehe ich, dass der Baierweg jetzt auf einem Trail weitergeht. Ich kenne den Weg nicht. Einfach sieht er aber nicht aus, was sich später auch bestätigen wird. Deswegen beschließe ich, die heutige Etappe hier an der Rugenmühle zu beenden.

Fazit

Der heutige Abschnitt ist die wahre Königsetappe des Baierwegs. Sowohl fahrtechnisch als auch konditionell war es eine Herausforderung.

Die Aufteilung war optimal. Gleich zu Beginn war der Hohe Bogen zu überwinden. Noch einigermaßen frisch konnte ich die schwierigsten Streckenabschnitte fahren.

Zum Ende hin wurden die Anstiege immer kürzer und richtig schwierige Trails waren auch nicht mehr dabei. Trotzdem war es alles andere als langweilig. Obwohl ich mich in der Gegend ganz gut auskenne, habe ich noch einige neue schöne Wege entdeckt.

Ich bin nun sehr gespannt auf die dritte und letzte Etappe, die mich von der Rugenmühle bis nach Straubing führen soll.

Bilder

Alle meine Etappen auf einen Blick

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